Auf dem Areal der Basler Energieversorgerin IWB ging vor rund einem Jahr eine Pflanzenkohleanlage in den Probebetrieb. Diese produziert pro Jahr 550 Tonnen ökologisch wertvolle Pflanzenkohle, entzieht der Atmosphäre klimaschädliches CO₂ und liefert ausserdem CO₂-negative Wärme.
Pflanzenkohle entsteht durch die sogenannte Pyrolyse von Biomasse wie zum Beispiel Holzabfällen. Das heisst: ungenutztes Landschaftspflegeholz wird unter Sauerstoffausschluss verkohlt. In der so gewonnenen Pflanzenkohle bleiben rund 50 Prozent des Kohlenstoffs gespeichert, den die Pflanzen während des Wachstums aufgenommen haben.
Eine Pflanzenkohleanlage trägt somit aktiv dazu bei, die CO₂-Konzentration in der Atmosphäre längerfristig zu senken. Derzeit wird Pflanzenkohle vor allem in der Landwirtschaft eingesetzt. Das Beimischen von Kohle kann unter anderem die Fruchtbarkeit des Bodens steigern. Überdies speichert sie Wasser, bietet Lebensraum für wichtige Mikroorganismen und bindet schädliche Stoffe.
Durch den Verkohlungsprozess generiert die Pflanzenkohleanlage zudem Wärme, welche ins Fernwärmenetz eingespiesen oder auch direkt der Industrie zur Verfügung gestellt werden kann. Johanna Kestler, Mitarbeiterin in der Innovationsabteilung von IWB, erklärt: «Das grösste Projekt von IWB ist sicherlich der Ausbau des Basler Fernwärmenetzes. Es soll von heute 120 km auf 180 km Länge anwachsen.»
Aufgrund der positiven Rückmeldungen der Kundschaft sowie dem grossen Potenzial solcher Anlagen, plant IWB im Kanton Baselland den Bau einer weiteren Pflanzenkohleanlage. Solche Projekte sind jedoch nur ein kleiner Schritt auf dem langen Weg zur Dekarbonisierung der Energieversorgung. «Aktuell basiert unsere Fernwärmeproduktion noch zu rund 30 Prozent auf fossilen Energieträgern. Das wollen wir ändern. Die Umsetzung der Dekarbonisierung ist eine der drei strategischen Stossrichtungen von IWB», sagt Kestler.
Mehr zum Thema Pflanzenkohle in diesem Blogbeitrag: www.schweiz-2050.ch/pflanzenkohle/
Weitere Informationen zur Pflanzenkohleanlage von IWB: www.iwb.ch/pflanzenkohleanlage
Foto: IWB
Die dezentrale Stromversorgung spielt in der Energiewelt der Zukunft eine wichtige Rolle. Denn erneuerbare Energie wird oft durch viele kleine Anlagen produziert. Ein klassisches Beispiel dafür sind Solarpanels auf einem privaten Wohnhaus. Dabei stellt sich die Frage: Wie können solche kleineren Anlagen in den Strommarkt eingebunden werden?
Das Start-up Exnaton möchte darauf eine Antwort geben. Ihre Software «PowerQuartier» ermöglicht den einfachen Handel mit Strom innerhalb einer Nachbarschaft. Der Besitzer eines Elektroautos kann in der dazugehörigen App z.B. seiner Nachbarin, die eine Solaranlage besitzt, unkompliziert und günstig Strom für sein Fahrzeug abkaufen. Gleichzeitig erleichtert die Software die digitale Abrechnung der Stromflüsse für Energieversorgungsunternehmen.
Die Applikation für die Endverbraucher zeigt, wann wieviel Strom verbraucht und produziert wird. Zusammen mit der automatischen Preisbildung basierend auf Angebot und Nachfrage signalisiert dies den Endverbraucher, zu welchem Zeitpunkt man am besten sein Elektro-Auto auflädt oder die Spülmaschine laufen lässt. «Damit wollen wir die Energiewende für Privatpersonen greifbarer machen und sie auch für das Thema Energie stärker sensibilisieren», erklärt Liliane Ableitner, Mitbegründerin von Exnaton.
Entstanden ist die Idee für Exnaton im Forschungsprojekt «Quartierstrom» eines Konsortiums aus ETH Zürich, Universität St. Gallen und weiteren Partnern, das vom Bundesamt für Energie gefördert wurde. Dieses errichtete in der Gemeinde Walenstadt den ersten lokalen Strommarkt der Schweiz. Nach dem erfolgreichen Abschluss des Forschungsprojekts «Quartierstrom» gründeten drei ehemalige Doktorandinnen und Doktoranden das Start-Up Exnaton.
Mittlerweile kommt die Software von Exnaton bereits in mehreren lokalen Energiegemeinschaften in der Schweiz und in Österreich zum Einsatz. Neben Energiegemeinschaften werden die Funktionalitäten von «PowerQuartier» laufend erweitert, bspw. mit Beteiligungsmodellen, um Energieversorgungsunternehmen und Endverbraucher in der Umsetzung der Energiewende zu unterstützen.
Mehr zu Exnaton: www.exnaton.com
Mehr zu Quartierstrom: www.quartier-strom.ch
Josef Jenni ist ein Solarpionier der ersten Stunde. Vor über 45 Jahren gründete der studierte Elektroingenieur den Ein-Mann-Betrieb «Jenni-Sonnenenergie-Steuerungen». Im Jahr 1989 sorgte er erstmals für Schlagzeilen, als er das erste Einfamilienhaus baute, das ganzjährig und ausschliesslich mit Sonnenenergie beheizt wurde. «Zu Beginn erklärten die Medien und Fachwelt mein Vorhaben für verrückt und völlig unrealistisch», erinnert sich Jenni.
Heute gehört die Produktion von Solarwärmespeichern für solar beheizte Gebäude zum Kerngeschäft der Jenni Energietechnik AG. Der eigens entwickelten «Swiss Solartank» mit Speicherkapazitäten bis 25’000 kWh und integriertem Boiler ist mittlerweile schweiz- und europaweit über 25’000 mal im Einsatz.
Ein Vorteil der Speicher ist, dass man damit viele verschiedene Technologien kombinieren kann. Der Kräuterbonbon-Produzent Ricola verwendet beispielsweise mehrere Grossspeicher der Jenni Energietechnik AG zur Speicherung und Verwertung der Abwärme, die beim Herstellungsprozess anfällt.
Gemäss Jenni schätzen viele seiner Kunden neben dem ökologischen Aspekt auch die erhöhte Unabhängigkeit: «Gerade wenn Strom- und Gaspreise mal wieder steigen, zahlt es sich aus, wenn man seinen eigenen Wärmespeicher zu Hause oder im Betrieb hat».
Eine Schwierigkeit sei hingegen, dass viele Unternehmen extrem kurzfristig denken. Viele täten sich schwer mit Investitionen, die sich nicht bereits nach zwei oder drei Jahren rentierten. Mittel- und langfristig lohne es sich aber immer, auf erneuerbare Technologien wie Solarthermie oder Abwärmenutzung zu setzen, je nachdem sogar schon nach wenigen Jahren.
Mehr zur Klimapionierin Jenni Energietechnik AG: www.jenni.ch
In Lavey-les-Bains im Walliser Rhonetal wird derzeit tief in die Erde gebohrt. Mit dem innovativen und einzigartigen Geothermieprojekt von Alpine Geothermal Power Production (Agepp) SA werden neue Erkenntnisse zur Stromerzeugung aus Erdwärme ermöglicht.
Das natürlich vorhandene, heisse Wasser soll aus der Tiefe gefördert werden, um Strom und Wärme zu produzieren. «Wir wollen ausreichend tief bohren, damit die Wassertemperatur mindestens 110 Grad beträgt. Diese Temperatur ist notwendig, um Wärme in Strom umzuwandeln», sagt Jean-François Pilet, Direktor von Agepp.
Das erste Ziel wird auf etwa 2’300 Metern erprobt. Wenn die Bedingungen nicht ausreichen, ist eine Fortsetzung auf 3’000 Metern geplant. «Der bahnbrechende Aspekt ist vor allem die Bohrung in dieser Tiefe und in Gneis, einem kristallinen Gestein. Es gibt auch nur ein einziges Bohrloch, da das Reservoir auf natürliche Weise durch Meteorwasser – Wasser aus Niederschlägen – aufgefüllt wird», sagt Pilet.
Mit der ausgekoppelten Wärme soll Strom für etwa 900 Haushalte erzeugt werden. Ein Teil der Restwärme wird für die Versorgung des Thermalbads Bains de Lavey mit geothermischem Wasser genutzt. Der Rest, etwa 40 Prozent des geförderten Volumens, wird zunächst wieder in das Reservoir eingeleitet, um weiter genutzt werden zu können. Später seien zusätzliche Anwendungen wie Fernwärme, Gewächshäuser für den Gartenbau und Fischzucht geplant, erklärt Pilet.
Nachdem die ersten Diskussionen bereits im Jahr 2005 stattfanden, folgten viele Studien und unterirdischen Explorationen. Aktuell ist die Einrichtung des Bohrplatzes im Gange. Mit der effektiven Bohrarbeit möchte Agepp voraussichtlich Mitte Januar 2022 starten. «Wir hoffen – sofern die geothermische Ressource nachgewiesen ist – ab Ende 2023 im Rhonetal Strom produzieren zu können.»
Mehr zur Klimapionierin Agepp SA: www.agepp.ch (in Französisch)
«Statt nur zu reden, wollte ich selber etwas gegen den CO2-Ausstoss unternehmen», sagt der Landwirt Franz Keiser. Der 63-Jährige führt in Neuheim im Kanton Zug den Hof Wies. Im Jahr 2011 begann er, an der Produktion von Pflanzenkohle zu tüfteln. Die Idee: Baum- und Strauchschnitte aus der Region zu hochwertiger und klimafreundlicher Pflanzenkohle zu verarbeiten.
Mehr zum Klimapionier Franz Keiser: https://hof-wies.ch/
Je höher die Lage der Solarstromanlagen, desto besser die Ausbeute an Sonnenlicht: Photovoltaik (PV)-Anlagen in den Bergen haben viel Potenzial. Denn im Vergleich zum Flachland gibt es hier im Winter viel weniger Wolken. Das Sonnenlicht wird durch den Schnee reflektiert und damit zusätzlich auf die Solarzellen geleitet. Ausserdem steigt die Effizienz der Anlagen durch kühle Temperaturen.
Das weiss auch das Elektrizitätswerk der Stadt Zürich (ewz) und baute im Juni 2020 mit Solar Albigna die erste hochalpine Solar-Grossanlage der Schweiz: Über 1’200 PV-Module wurden auf der Staumauer Albigna im Bergell montiert. «Ich bin sehr stolz, dass die Idee und die Realisierung der Anlage von unseren Bergeller Mitarbeitenden kam. Mit diesem Projekt leistet die ewz einen aktiven Beitrag zum Umwelt- und Klimaschutz», sagt ewz-Direktor Benedikt Loepfe.
Seit September 2020 produziert die 670 Meter lange Solar-Grossanlage nun Naturstrom. Und das mit grossem Erfolg. Im ersten Betriebsjahr stellte die Anlage 527 Megawattstunden (MWh) Sonnenstrom her, was dem jährlichen Strombedarf von etwa 210 Stadtzürcher Haushalten entspricht.
Seit 2014 bietet ewz seinen Kundinnen in der Stadt Zürich das erfolgreiche Bürgerbeteiligungs-Modell ewz.solarzüri an. 21 Anlagen sind bereits in Betrieb. Bei Solar Albigna standen insgesamt 2’176 Quadratmeter an der Solar-Installation ewz-Kunden in der Stadt Zürich sowie in Graubünden zum Erwerb. Sämtliche Quadratmeter an Solarpanels wurden verkauft.
Mehr zur Klimapionierin Solar Albigna: www.ewz.ch
Erneuerbare Energiealternativen bilden die Grundlage zur Erreichung des Ziels einer klimaneutralen Schweiz. Technologien wie Solar- und Windenergie haben hier ein riesiges Potenzial, liefern aber nicht immer konstant und bedarfsgerecht Strom. Die Erzeugung und der Verbrauch von Strom müssen demnach besser aufeinander abgestimmt werden.
Ein Teil der Lösung für dieses Problem bilden virtuelle Kraftwerke wie dasjenige der Fleco Power AG in Winterthur. Das Unternehmen hat es sich zum Ziel gesetzt, lokale beziehungsweise regionalen Betreibern von Solar- und Biogasanlagen bestmöglich bei der Umstellung auf neue Förderinstrumente und politische Rahmenbedingungen der nationalen Energiestrategie zu unterstützen.
Fleco Power nimmt den Betreibern die produzierte Energie ab und schliesst sie über ein sogenanntes Pooling zusammen. Mithilfe einer zentralen Steuerung und moderner Kommunikationstechnologien werden die angeschlossenen Anlagen zu einer nach aussen hin gemeinsam auftretender Einheit verbunden, gesteuert und vermarktet. So trägt Fleco Power zu einer dezentralen Energiezukunft bei und agiert als Bindeglied zwischen Produzenten und Verbrauchern.
Seit anfangs 2016 ist das virtuelle Kraftwerk rund um die Uhr zur Lieferung von ökologischer Regelenergie im Einsatz. Und das zur vollen Zufriedenheit der Beteiligten: «Fleco Power teilt unsere Leidenschaft, einen Beitrag zur regionalen und nachhaltigen Energieversorgung zu liefern», sagt Landwirtin Andrea Müller-Studer aus Thayngen, Schaffhausen.
Mehr zum Klimapionier Fleco Power AG: www.flecopower.ch
Im Berner Jura auf dem Mont-Crosin und dem Mont Soleil steht der grösste Windpark der Schweiz. Bei starkem Wind laufen die 16 fest im jurassischen Kalkstein verankerten Windturbinen auf Hochtouren. Angefangen hat alles im Jahr 1996, als die ersten drei Turbinen ans Netz gingen.
Über die Jahre kamen immer mehr Windräder dazu. Im Rahmen des zweiten Repowering-Projekts gingen im September 2016 vier neue Turbinen in Betrieb, die neu die leistungsstärksten in der Schweiz sind. Sie ersetzten ältere Modelle und erhöhten die Jahresproduktion somit von 50 auf 70 GWh. Mehr als 15’000 Haushalte werden seither mit Windstrom versorgt. Auch die anderen Turbinen wurden 2013 modernisiert und auf den neuesten Stand der Technik gebracht.
Der Windpark wird von der Juvent SA betrieben, an der das Energie- und Infrastrukturunternehmens BKW mit 65 Prozent beteiligt ist. Er ist Teil des Swiss Energyparks, eine Innovations-, Forschungs- und Demonstrationsplattform. Ziel des Energyparks ist es, neue Forschungsprojekte im Energiebereich zu testen, um innovative Lösungen für die Zukunft zu finden. Das Windkraftwerk sowie weitere Teile des Swiss Energyparks kann man auch besichtigen und erhält so einen Einblick in die faszinierende Technik der erneuerbaren Energien.
Mehr zum Klimapionier Windpark Mont-Crosin / Mont Soleil: www.juvent.ch
Mehr zum Espace découverte énergie: www.espacedecouverte.ch
Mehr zum Swiss Energypark: www.swiss-energypark.ch
Mehr zum Pionier-Solarkraftwerk Mont-Soleil: www.societe-mont-soleil.ch
Besucherzentrum Mont-Soleil: www.bkw.ch
«Wir wollen Landwirtschaft so betreiben, dass es allen gut geht: den Pflanzen, den Tieren, den Menschen – und natürlich auch dem Klima.» So beschreibt Tina Siegenthaler die Vision der Hofkooperative «ortoloco». Tina ist eine von über 500 Personen, die gemeinsam den Fondlihof in Dietikon betreiben.
Die Landwirtschaft ist ein wichtiger Faktor in der Klimakrise. Unter den aktuellen Marktbedingungen haben es Bauernhöfe aber schwer: Schweizweit schliessen jährlich rund 1000 Landwirtschaftsbetriebe, weil sie den Forderungen nach Kostensenkung und Effizienzsteigerung nicht standhalten können. Für Klima- und Umweltanliegen bleibt da wenig Raum.
Ortoloco möchte daher einen anderen Weg gehen. Die Kooperative arbeitet nach den Prinzipien der solidarischen Landwirtschaft: Die Mitglieder von ortoloco lösen ein Jahresabo, erwerben Anteilscheine und werden damit zu Mitbesitzenden des Hofes. Sie finanzieren den Hofbetrieb und arbeiten auch selbst mit. Die Lebensmittel, welche sie so mit Hilfe von 5 landwirtschaftlichen Fachkräften herstellen, werden auf alle Mitglieder verteilt.
Auch strategische Entscheide werden gemeinschaftlich getroffen. Zum Beispiel, ob man angesichts der Klimakrise auf E-Mobilität umstellen will. Auch die Frage, wie viele Tiere auf dem Hof sinnvoll sind, wird aktuell diskutiert. Am Ende wird der Entscheid, die Investition und das Produktionsrisiko von allen gemeinsam getragen.
«Als Genossenschaft sind wir nicht gezwungen, die Produktion endlos zu steigern und die Kosten zu senken», erklärt Tina. Stattdessen überlege man sich gemeinsam: Wie können wir unserer Lebensgrundlage Sorge tragen, damit wir auch in Zukunft erfolgreich ernten können?
Mehr zum Landwirtschaftspionier «ortoloco»: www.ortoloco.ch
Weitere Betriebe, die nach dem Modell der solidarischen Landwirtschaft arbeiten:
www.regionalevertragslandwirtschaft.ch (Deutschschweiz)
www.fracp.ch (Romandie)
Foto: www.ortoloco.ch/galerie
Die Nahrungsmittelproduktion ist sowohl Opfer als auch Verursacherin der Klimakrise: Ein ganzes Drittel der weltweiten CO₂-Emissionen sind auf unsere Ernährung zurückzuführen. Gleichzeitig stellt die Klimakrise die Landwirtschaft aktuell vor riesige Herausforderungen. Dürren und Trockenperioden schmälern die Ernteerträge, während die Nahrungsmittelnachfrage stetig ansteigt.
Um Teil der Lösung für diese Problematik zu werden, gründeten Judith Ellens und Manuel Klarmann 2008 das Start-Up Eaternity. Sie sind überzeugt: Ein nachhaltiges und gleichzeitig gesünderes Versorgungssystem ist möglich. Mit einer nachhaltigen Ernährungsweise können wir unsere Emissionen um mindestens 50 Prozent reduzieren.
Eaternity versteht sich als Bindeglied zwischen Wissenschaft und praktischer Umsetzung aktueller Forschungsergebnisse. Unternehmen unterstützt weltweit Organisationen, Betriebe und Privatpersonen mit der Berechnung des exakten Umweltfussabdrucks ihrer Lebensmittel. «Dafür betrachten wir den ganzen Lebenszyklus der Nahrungsmittel, inklusive Transport und Verpackung, und berechnen, welche Emissionen dabei anfallen», erklärt Klarmann.
Die Ergebnisse dieser Analyse werden unter anderem mit dem Eaternity Score angegeben. Dieser gibt einfach verständlich Auskunft über den Umwelt- und Klimaeinfluss des jeweiligen Lebensmittels und kann für den Detailhandel direkt auf das Produkt gedruckt werden. Für die Gastronomie hat Eaternity weitere spezifische Anwendungen entwickelt, damit Restaurants ihre Menus klimafreundlicher gestalten können.
Eaternity verfügt bereits über eine grosse Datenbank mit aktuellen CO₂-Werten zahlreicher Lebensmittel und deren Produktionswege. Durch technologische Weiterentwicklung sollen Effizienz, Umfang und Genauigkeit der Datenerfassung stetig verbessert werden. Heute ist es für die meisten Menschen kaum möglich, die Auswirkungen ihrer Nahrungsmittel auf das Klima abzuschätzen. Eaternity will dies ändern und einer möglichst breiten Öffentlichkeit ermöglichen, im Ernährungsbereich nachhaltige Entscheidungen zu treffen.
Mehr zum Klimapionier Eaternity: www.eaternity.org
«Ob die Menschen in der Schweiz bereit sind, für Produkte von gestern Geld zu bezahlen, wussten wir zu Beginn nicht», sagt Sandro Furnari, Geschäftsleiter und einer der vier Gründer der Äss-Bar GmbH. Die Idee der vier Jugendfreunde: Food Waste zu vermeiden, indem sie unverkaufte Ware von lokalen Bäckereien am nächsten Tag zum reduzierten Preis anbieten. Ähnliche Konzepte hatten sie in Deutschland und Frankreich gesehen. «Die Reaktionen auf die Einführung der Geschäftsidee waren jedoch sehr positiv, sodass wir unser Vorhaben rasch umsetzten.»
Im Oktober 2013 eröffnete die Äss-Bar in Zürich ihre erste Filiale. Inzwischen zählt das Unternehmen schweizweit 10 Standorte inklusive Foodtruck und beschäftigt rund 90 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Ein Drittel aller Lebensmittel landet in der Schweiz im Abfall. «Uns geht es darum, in allen Lebensbereichen sinnvolle und langfristig verantwortungsvolle Entscheidungen zu treffen. Diese haben wiederum positive Auswirkungen auf viele Bereiche, etwa auf das Klima», sagt Furnari. Durch das Konzept der Äss-Bar werden jährlich mehr als 800 Tonnen Lebensmittel vor dem Abfall gerettet. Dadurch werden ein beträchtlicher Teil an CO2-Ausstoss verringert und Ressourcen geschont.
2015 wurde die Äss-Bar mit dem SEIF-Award for entrepreneurial Innovation ausgezeichnet. Und 2018 erhielt das Unternehmen im Rahmen des Zürcher Kantonalbank KMU-Preises für nachhaltige Unternehmen den Sonderpreis für aussergewöhnliche Leistungen.
Mehr zur Klimapionierin Äss-Bar GmbH: www.aess-bar.ch
Unternehmen wie das Westschweizer Startup ecoRobotix SA sind der beste Beweis dafür, dass der Nachhaltigkeitsgedanke den Innovationsgeist fördert: «Am Anfang stand der Wille, etwas Sinnvolles zum Schutz der Umwelt zu entwickeln», sagen die Unternehmensgründer Aurélien G. Demaurex und Steve Tanner. Die 2014 gegründete Firma entwickelt, fertigt und vertreibt landwirtschaftliche Maschinen, die sowohl kostengünstiger als auch umweltfreundlicher als herkömmliche Technologien sein sollen.
Seit Anfang 2021 ist das hochpräzise Sprühgerät ARA auf dem Markt und bereits bis 2023 ausverkauft. In etwa zwei Jahren soll dann auch der AVO-Unkrautroboter in den Verkauf gehen. Die Maschinen ermöglichen nicht nur eine drastische Reduktion der eingesetzten Pflanzenschutzmittel, sondern sind auch klimafreundlicher. Das liegt unter anderem daran, dass die Maschinen von ecoRobotix ein vergleichsweise geringes Gewicht aufweisen und daher weniger Treibstoff benötigen. Ausserdem bleiben so die Böden lockerer und es ist weniger Umpflügen nötig. Dadurch werden weniger klimaschädigende Gase freigesetzt.
Insgesamt reduziert ARA die CO2-Emissionen im Vergleich zu einem Standard-Sprühgerät um durchschnittlich 43 Prozent. Der AVO-Roboter fährt sogar völlig autonom und wird mit Solarstrom und wiederaufladbaren Batterien betrieben.
EcoRobotix hat mehrere Preise gewonnen, darunter auch den ersten Schweizer Umweltpreis der Wirtschaft. Das Unternehmen ist auch Mitglied des Wirtschaftsverbands swisscleantech, der sich dafür einsetzt, dass die Schweizer Wirtschaft bis 2050 klimaneutral wird. EcoRobotix selbst möchte das Netto-Null-Ziel bereits bis 2030 erreichen und arbeitet zurzeit an einem entsprechenden Aktionsplan.
Mehr zum Klimapionier ecoRobotix SA: www.ecorobotix.com (in Englisch und Französisch)
«Mein Ziel war es immer, Freude von der Saat bis zur Ernte zu haben», sagt der Landwirt Franz Keiser. Der 64-Jährige führte bis vor Kurzem den Hof Wies in Neuheim im Kanton Zug, den nun sein Sohn Albin bewirtschaftet. Keiser stellte seinen Hof bereits 1996 auf Humuswirtschaft um. Er wollte weg von Kunstdünger und chemischen Spritzmitteln und lieber die bodeneigene Fruchtbarkeit stärken. 2011 kam die Produktion von Pflanzenkohle dazu. Die Idee dahinter: Baum- und Strauchschnitte aus der Region auf möglichst klimafreundliche Art verarbeiten. «Ich wollte Lösungen umsetzen und etwas gegen den ansteigenden CO2-Ausstoss tun», sagt Keiser.
Dazu werden die gehäckselten Holzschnitzel getrocknet, bevor sie in einer so genannten Pyrolyse-Anlage bei rund 500 Grad Celsius verkohlt werden. «Zu Beginn mussten wir einige Kinderkrankheiten überwinden. Es gab niemanden, bei dem wir abschauen konnten», erinnert sich der Pionier. Inzwischen läuft die Produktion auf Hochtouren.
Die Pflanzenkohle ist ein Segen: Im Futter verbessert sie die Gesundheit der Rinder, der Verkauf generiert Mehreinnahmen und als Zusatz bei der Kompostierung erhöht sie die Bodenfruchtbarkeit – und damit auch die Erträge. Gleichzeitig wird ein wertvoller Beitrag zum Klimaschutz geleistet, weil Pflanzenkohle viel CO2 speichert. Der Hof Wies entzieht der Atmosphäre netto 380 Tonnen CO2 pro Jahr und kompensiert so die im Inland verursachten Emissionen von 65 Schweizerinnen und Schweizern.
Der Betrieb zählt damit weltweit zu den ersten, die beweisen, dass eine klimapositive Landwirtschaft mit hoher wirtschaftlicher Wertschöpfung möglich ist.
Für diese Pionierleistung hat Franz Keiser im Jahr 2019 den Schweizer Agropreis gewonnen.
Ab 2022 können Klimafarming-interessierte Landwirtinnen und Landwirte online von seiner langjährigen Erfahrung und seinem Wissen profitieren. Das e-Learning-Programm Humuswirtschaft.ch wird praxisnahe Methoden für den Aufbau von Humus vermitteln. Das erklärte Ziel sind gesunde, fruchtbare Böden und eine Landwirtschaft, die Teil der Lösung ist.
Mehr zum Klimafarming-Pionier Franz Keiser: zum Medienbericht
«Wir bei Planted sind überzeugt, dass Fleisch, wie wir es kennen, nicht von einem Tier kommen muss. Es gibt einen besseren, gesünderen und leckereren Weg, uns und den Planeten zu ernähren», sagt einer der vier Gründer Christoph Jenny. Der 2019 gegründete ETH-Spinoff Planted Foods stellt rein pflanzliche Fleischprodukte her. «Natürliche Ressourcen werden geschont und Tiere respektiert. Unser Beitrag im Kampf gegen den Klimawandel, mit einem positiven Einfluss auf unsere Gesundheit.»
Das Start-up mischt die Lebensmittelindustrie auf – mit grossem Erfolg: Während anfangs 2020 15 Festangestellte für Planted Foods arbeiteten, sind es heute in der stillgelegten Maggi-Fabrik im Umland von Zürich über 100 Mitarbeitende.
Im Vergleich zur konventionellen Fleischproduktion für Poulet stösst das Foodtech-Startup mit planted.chicken 74 Prozent weniger Treibhausgase aus und verbraucht 29 Prozent weniger Wasser.
Für die Zutaten verwendet es nur vier natürliche Zutaten: Erbsenprotein, Erbsenfasern, Rapsöl und Wasser. Zusätzlich gibt es Vitamin B12 bei. Planted Foods verwendet weder Aroma- oder Konservierungsstoffe, chemische Zusätze, Soja, Gluten, Laktose noch GVO-Bestandteile.
2021 wurde Planted Foods zum innovativsten Jungunternehmen der Schweiz gekürt und erreichte den ersten Platz beim «TOP 100 Swiss Startup Award».
Mehr zur Klimapionierin Planted Foods AG: www.eatplanted.com
«Statt nur zu reden, wollte ich selber etwas gegen den CO2-Ausstoss unternehmen», sagt der Landwirt Franz Keiser. Der 63-Jährige führt in Neuheim im Kanton Zug den Hof Wies. Im Jahr 2011 begann er, an der Produktion von Pflanzenkohle zu tüfteln. Die Idee: Baum- und Strauchschnitte aus der Region zu hochwertiger und klimafreundlicher Pflanzenkohle zu verarbeiten.
Mehr zum Klimapionier Franz Keiser: https://hof-wies.ch/
Ganze 22,5 Stunden am Tag steht ein Schweizer Auto durchschnittlich still. Die gesamte Parkplatzfläche der Schweiz entspricht in etwa der Fläche des Vierwaldstättersees. Und das, obwohl Platz insbesondere in Schweizer Städten ein knappes und teures Gut ist.
Gemeinden, Unternehmen und Wohnsiedlungen erkennen daher vermehrt die Vorzüge von Carsharing. Gleichzeitig steigt die Nachfrage nach klimafreundlicheren Elektro-Autos. Diese beiden Anliegen verbindet «Swiss E-Car», eine Carsharing Plattform für E-Fahrzeuge. Sie betreibt aktuell rund 30 Fahrzeuge, die ausschliesslich mit Strom aus erneuerbaren Energiequellen geladen werden.
Hinter Swiss E-Car stehen die Aargauer Energieversorgungsunternehmen AEW Energie AG und die Eniwa AG. Seine Anfänge nahm der Sharing-Dienst entsprechend auch im Kanton Aargau. Mittlerweile ist Swiss E-Car aber auch in den Kantonen Zürich und Basel Stadt aktiv. Ein Ausbau auf die ganze Schweiz ist bereits in Umsetzung.
«Wichtig ist uns vor allem auch die Einbindung regionaler Partner für eine lokale Wertschöpfung, beispielsweise durch die Beschaffung von Fahrzeugen über den örtlichen Garagisten», erklärt Arian Rohs, Geschäftsführer von Swiss E-Car. Auch die Instandhaltung und Reinigung der Fahrzeuge sowie die Kosten für die Fahrzeugversicherung übernimmt Swiss E-Car. Über eine Hotline erhalten die Mieterinnen und Mieter rund um die Uhr Unterstützung.
Dieses Angebot stösst auf viel Anklang: «Die Anzahl der Nutzerinnen und Nutzer steigt täglich. Aktuell sind wir bei rund 2’300 Personen, die unsere Plattform nutzen», sagt Rohs. Gelegentlich stosse man zwar auch auf Widerstand. Es seien noch längst nicht alle von den Vorteilen der E-Mobilität und des Carsharings überzeugt. Doch das Interesse an einer nachhaltigen und gleichzeitig unkomplizierten Mobilität nehme auf jeden Fall stark zu.
Mehr zum Klimapionier Swiss E-Car: www.swissecar.ch
Ob medizinische Proben, wichtige Verträge oder sperrige Gegenstände wie Waschmaschinen – der Zürcher Kurierdienst Veloblitz übernimmt Lieferungen aller Art. Dies auf die schnellstmögliche und ökologischste Art und Weise. An Spitzentagen liefern die über 100 angestellten Kurierinnen und Kuriere bis zu 500 Sendungen aus.
Was geht, transportieren sie emissionsfrei mit dem Velo; grössere Gegenstände werden mit Ökostrom-betriebenen Lastenvelos geliefert. Bei grossen und schweren Gütern oder langen Distanzen kommen auch mit Erdgas betriebene Autos zum Einsatz.
Dank der Zusammenarbeit mit dem nationalen Kuriernetzwerk swissconnect werden auch schweizweite Transporte ökologisch, speditiv und günstig durchgeführt. Die Sendung wird mit dem Velo an den Zürcher Hauptbahnhof gebracht und mit dem Zug weitertransportiert. An der Zieldestination sorgt der lokale Kurierdienst für die Zustellung.
Der umweltbewusste Transport stand schon bei der Gründung des Veloblitz vor 30 Jahren im Zentrum: «Wir leben seit der ersten Stunde grüne Logistik und haben uns in den vergangenen Jahren den äusseren Einflüssen laufend angepasst», sagt Tobias Schär, Mitglied der Geschäftsleitung.
Viele Leute seien sich nicht bewusst, was alles mit dem Velo befördert werden kann. Deshalb sei es wichtig, sichtbar zu sein und aufzuzeigen, was alles möglich ist, meint Schär. «Auch wenn wir nur ein kleines Puzzleteil sind, möchten wir dazu beitragen, die Schweiz umweltfreundlicher zu gestalten.»
Neben dem ökologischen Aspekt ist auch soziales Unternehmertum ein zentrales Anliegen des Veloblitz. Als Genossenschafter geniessen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ein hohes Mass an Mitsprache- und Mitbestimmungsrecht. «Damit gestalten sie nicht nur aktiv die Zukunft des Veloblitz, sondern prägen im Wesentlichen die Arbeitsatmosphäre und die Unternehmenskultur», erklärt Tobias Schär weiter.
Mehr zum Klimapionier Veloblitz: www.veloblitz.ch
Mehr zum nationalen Kuriernetzwerk swissconnect: www.swissconnect.ch
Credit Foto: www.danielhager.com
Sobald es um einen grösseren Materialtransport, einen Wocheneinkauf oder auch einen Familienausflug mit Kindern geht, scheint das Auto vielen die einzige Alternative zu sein. Das Team der Schweizer Sharing-Plattform carvelo2go will aufzeigen, dass es auch anders geht.
In über 90 Städten und Gemeinden in der Schweiz kann man mit carvelo2go zum günstigen Stundentarif Transporte mit einem elektrischen Cargo-Bike – dem Carvelo – erledigen, ohne eines zu besitzen. Zum Mieten braucht es nur eine kostenlose Online-Registrierung. Die verfügbaren Fahrzeuge in der Nähe werden gleich angezeigt. Abholen und zurückbringen kann man sein Carvelo bei Hosts. Ein «Host» kann ein Unternehmen, Quartierladen oder auch das Café von nebenan sein. Mit den elektrischen Lastenvelos kann man bis zu 100 Kilogramm transportieren und kommt bis zu 80 Kilometer weit.
«Das Carvelo ermöglicht uns als bewusst autolose Familie mit Kindern bequemes Vorankommen. Mit Carvelo und Anhänger transportieren wir mühelos Kinder und Einkäufe. Auch der Transport von Arbeitsmaterial zu einem Kundenauftrag lässt sich im urbanen Kontext sehr einfach bewerkstelligen», sagt ein überzeugter Nutzer.
Das Angebot von carvelo2go entstand im Rahmen der Schweizer Lastenrad-Initiative der Mobilitätsakademie des TCS und des Förderfonds Engagement Migros. Die Initiative verfolgte von 2013 bis 2019 das Ziel, den Einsatz von Lastenvelos in der Schweiz im betrieblichen und privaten Kontext zu fördern.
Carvelo2go ist die weltweit erste und grösste Sharing-Plattform für elektrische Lastenräder und zählt inzwischen mehr als 360 Carvelos.
Mehr zur Klimapionierin carvelo2go: www.carvelo2go.ch
Ein Schiff, das nicht nur Passagiere befördert, sondern dabei für die Bevölkerung auch Strom produziert? Das gibt es tatsächlich. 2001 liess die Bielersee-Schifffahrts-Gesellschaft (BSG) den Solarkatamaran MobiCat bauen.
Dem damals grössten Solarschiff der Welt wurde einst eine kurze Lebensdauer vorausgesagt: Nach 5 bis 8 Jahren sollte mit seinem Solarantrieb Schluss sein – ein Dieselmotor würde übernehmen.
Ersetzt wurde der Solarantrieb jedoch erst nach 17 Jahren. Und statt des angedachten Dieselmotors liess man das Schiff mit neuester Solar- und Batterietechnik ausrüsten. Plötzlich produzierte das EMS MobiCat mehr Energie, als es selbst benötigte. Aus dem ursprünglichen Passagierschiff wurde das erste selbstfahrende Solarkraftwerk der Welt.
Der Eigenverbrauchsanteil des Schiffs beträgt lediglich 15 Prozent. Die überschüssigen 25’000 kWh Strom werden ins Netz des Energie Service Biel/Bienne (ESB) eingespeist. «Tourismus und Stromlieferanten haben so plötzlich ein gemeinsames Geschäftsmodell», sagt Michael Frank, Direktor des Verbands Schweizerischer Elektrizitätsunternehmen.
«Der MobiCat zeigt auf, was man in der Elektromobilität heute alles erreichen kann», sagt Erich Hofmann, Technik- und Werftleiter der BSG. Es sei zwar noch ein weiter Weg, bis man in der Mobilität vollständig von den fossilen Brennstoffen wegkomme. Der schwimmende Pionier auf dem Bielersee sei aber ein wichtiger Schritt in eine klimafreundlichere Zukunft.
2019 gewinnt der Solarkatamaran den Schweizer Solarpreis.
Mehr zum Klimapionier MobiCat: www.bielersee.ch
«Unser Ziel ist es, konkrete Lösungen für eine effiziente und verantwortungsvollere Mobilität zu bieten», sagt Alessandro Perina von mobilidée sàrl. Seit 2004 unterstützt die Schweizer Firma Unternehmen und öffentliche Körperschaften bei der Ausarbeitung von Mobilitätsstrategien. Das rund 20-köpfige Team bietet Analyse- und Beratungsdienstleistungen, IT-Produkte und humanisierte Dienstleistungen an, um eine gesündere, effizientere und energiesparende Mobilität und ein platzsparendes Parkverhalten zu fördern.
«Wir haben etwa mit der Entwicklung der fairpark-Applikation – www.fairpark.io – ein konkretes Instrument für die Umsetzung und das tägliche Management der Mobilität in Unternehmen geschaffen», sagt Perina.
Mit diesem Tool lassen sich Parkbewilligungen verwalten, wenn der zur Verfügung stehende Parkraum knapp oder sogar zu knapp ist. Parkfelder und Parkbewilligungen können dem tatsächlichen Bedarf der Mitarbeitenden entsprechend verteilt werden. Anhand der Adressen und Arbeitszeiten des Personals kann fairpark die Fahrgemeinschaft fördern. Ausserdem werden Alternativen zum motorisierten Individualverkehr gefördert.
«In der Schweiz macht der Verkehr mehr als ein Drittel der CO2-Emissionen aus. Unsere Arbeit trägt nicht nur zur Verringerung der Treibhausgasemissionen bei, sondern auch zum kollektiven Wohlergehen, da die aktivere Mobilität gefördert wird», sagt Perina.
2019 erhielt mobilidée die B-Corp-Zertifizierung. Ein Zertifikat für Unternehmen, welche die höchsten Standards für geprüfte soziale und ökologische Leistung, Transparenz und Verantwortlichkeit erfüllen.
Mehr zur Klimapionierin mobilidée sàrl: www.mobilidee.ch
Wir alle kennen die gelben Dreiradfahrzeuge, mit denen die Mitarbeitenden der Schweizerischen Post von Briefkasten zu Briefkasten fahren. Was wohl die wenigsten wissen: Diese Zustellfahrzeuge fahren elektrisch und kommen aus der Schweiz. Die KYBURZ Switzerland AG entwickelt und produziert Elektrofahrzeuge und exportiert diese mittlerweile in eine Vielzahl von Ländern. Der dreirädrige Elektro-Roller ist ihr bekanntestes Produkt, das durch seine Langlebigkeit auch bezüglich der grauen Energie gut abschneidet. Martin Kyburz hat das Unternehmen vor rund 30 Jahren gegründet. Er ist überzeugt: «Jeder Einzelne von uns ist verantwortlich, das Weltgeschehen positiv zu beeinflussen. Nur so haben wir die Chance, etwas zu erreichen.»
2019 beginnt Kyburz mit dem Aufbau eines Fahrzeug-Recycling-Centers. Ehemalige Postfahrzeuge werden generalüberholt und kommen danach unter dem Label 2ndLife wieder in den Verkauf. Auch beim Akku-Recycling geht der E-Mobilitäts-Pionier neue Wege. Zusammen mit der Eidgenössischen Materialprüfungs- und Forschungsanstalt Empa hat das Unternehmen ein umweltschonendes Recycling-Verfahren entwickelt, bei dem ohne Einsatz von Chemie oder thermischer Energie 91 Prozent der Rohstoffe zurückgewonnen werden.
2020 wurde die erste Inhouse-Anlage in Betrieb genommen. Seit 2020 veranstaltet die Firma ausserdem das jährlich stattfindende Circular Economy Symposium. In Workshops und bei Vorträgen gehen die Teilnehmenden der Frage nach, wie Wissenschaft, Technik und Wirtschaft zu einem glücklichen Zusammenleben in einer gesunden Umwelt beitragen können. Das KYBURZ-Team ist überzeugt: Positive Veränderungen können nur dann entstehen, wenn Menschen aus allen Lebensbereichen zusammengebracht und komplexe Zusammenhänge fachübergreifend diskutiert, einfach erklärt und hinterfragt werden können.
Mehr zur Klimapionierin KYBURZ Switzerland AG: www.kyburz-switzerland.ch
Die Schweiz verfügt über ein gut ausgebautes Netz an öffentlichen Verkehrsmitteln. In grösseren Städten und Agglomerationen können die Menschen meistens zwischen Tram, Bus oder Zug wählen. Auf dem Land sieht die Situation jedoch anders aus.
Mit dem On-Demand-Fahrdienst von Mybuxi will Gründer Andreas Kronawitter diese Lücke füllen. «Ich besitze selber kein Auto, möchte aber trotzdem überall hinkommen», sagt Kronawitter. Der Physiker weiss auch um die Problematik des Klimawandels und beobachtet diese Entwicklung mit Sorge. «Der Verkehr macht mit einem Drittel des Energieverbrauchs in der Schweiz einen hohen Anteil aus. Hier möchten wir gegensteuern.»
In verschiedenen ländlichen Regionen bringt der Fahrdienst von Mybuxi Fahrgäste von frühmorgens bis spätabends zur gewünschten Zeit an ihr gewünschtes Ziel. Gebucht werden die Fahrten über eine App. Von den derzeit fünf Mybuxi-Fahrzeugen fahren vier elektrisch. Im Emmental benötigt es aufgrund des Untergrundes ein Fahrzeug mit Allradantrieb. Hier gibt es in der Schweiz leider noch kein geeignetes Elektro-Auto.
Seit der Betriebseröffnung im April 2019 hat Mybuxi schon über 70’000 Passagiere befördert. Im Unterschied zum motorisierten Privatverkehr sind die Mybuxi-Fahrzeuge sehr effizient: Ein einziges davon transportiert täglich bis zu 200 Passagiere. Bis 2025 möchte mybuxi den Service schweizweit anbieten können.
Als Ergänzung zum öffentlichen Verkehr verstanden, wird der On-Demand-Fahrdienst vom Innovationspartner Migros Pionierfonds und EnergieSchweiz unterstützt.
Mehr zur Klimapionierin Mybuxi: www.mybuxi.ch
«Statt nur zu reden, wollte ich selber etwas gegen den CO2-Ausstoss unternehmen», sagt der Landwirt Franz Keiser. Der 63-Jährige führt in Neuheim im Kanton Zug den Hof Wies. Im Jahr 2011 begann er, an der Produktion von Pflanzenkohle zu tüfteln. Die Idee: Baum- und Strauchschnitte aus der Region zu hochwertiger und klimafreundlicher Pflanzenkohle zu verarbeiten.
Mehr zum Klimapionier Franz Keiser: https://hof-wies.ch/
Von der Schweiz nach Australien mit dem Velo? Klingt zunächst einmal verrrückt, ist aber durchaus machbar. Zugegeben, man muss Zeit und auch etwas Geld investieren können und wollen. Doch für Benno Frauchiger aus Bern stand nach einem Schüleraustausch in Australien und einem weiteren Besuch bei seiner Gastfamilie wenige Jahre später fest: Sein CO2-Budget ist aufgebraucht. In Zukunft möchte er aufs Fliegen verzichten, nicht jedoch aufs Reisen. Das nächste Mal würde er halt einfach ohne Flugzeug seine Freunde besuchen. Seither war er zwei weitere Male in Australien, einmal mit dem Velo (und Schiff), und einmal mit dem Segelboot.
Ganz nebenbei hat er so auch schon unzählige andere Länder ohne Flugzeug besucht, wie Thailand, Indonesien, Uruguay oder Südafrika. Für solche weiten Reisen hat er in der Regel seinen Job gekündigt und war dann mehrere Wochen oder Monate unterwegs. Benno ist überzeugt: «Reisen ist ein grosses Privileg. Jede Reise verdient es, dass man sich Zeit dafür nimmt und sich auf die Menschen und Natur unterwegs einlässt.»
Dennoch ist ihm bewusst, dass solche langen Reisen nicht für alle eine Option sind. Oftmals fehlt aber auch einfach eine realistische Vorstellung davon, was ohne Flugzeug machbar ist. Mit seinen Erfahrungsberichten möchte er deshalb inspirieren und Alternativen aufzeigen. Um die Menschen spielerisch auf alternative Reisewege zu führen, hat er neben einer Webseite eigens das «ohni Flugi»-Quartett kreiert. Auf insgesamt 32 Karten stellt er seine Lieblingsdestinationen vor, welche mit einem vergleichsweise bescheidenen Zeitbudget erreichbar sind. Dazu gehören selbstverständlich zahlreiche europäische Städte und Inseln, die sich mit dem Zug und je nachdem auch mit dem Schiff schon innert weniger Stunden oder Tage erreichen lassen.
Neben dem geringeren Energieverbrauch sieht Benno auch weitere gute Gründe für das Reisen über Land und Wasser. «Ich sehe und spüre gerne den grösseren Zusammenhang, kenne also gerne den Weg von A nach B. In einem Passagiersitz in 10’000 Metern Höhe verliert man jeden Bezug zur Realität auf dem Boden. Beim Reisen über Land kommt man hingegen an vielen interessanten Orten vorbei. Man kann jederzeit eine Kaffeepause einlegen und neue spannende Menschen kennenlernen.»
Mehr zum Klimapionier Benno Frauchiger und seinen Reisetipps: www.ohniflugi.ch
Das Buchen von Zugreisen ins Ausland kann sehr zeitraubend und umständlich sein. Die verschiedenen Plattformen sind kompliziert, die lokalen Preise für Bahntickets lassen sich kaum herausfinden. Das erlebten auch 3 Freunde der Kantonsschule Zürcher Oberland und riefen daraufhin SimpleTrain ins Leben. Ihre Idee: Das Reisen mit dem Zug innerhalb Europas zu vereinfachen.
Gestartet hat das Team 2019 mit einer Facebook-Seite und einer Mailadresse. Die jungen Unternehmer suchten die Zugverbindungen auf den verschiedenen Buchungsplattformen zusammen. Im Gegenzug verlangten sie eine kleine Bearbeitungsgebühr.
Inzwischen hat SimpleTrain eine eigene Webseite und seit April 2021 schweizweit die erste Buchungsplattform für internationale Zugreisen. Das Team konnte auf 7 Personen aufgestockt werden.
«Mit unserem Angebot wollen wir die Hürde des Buchungsprozesses überwinden und so Flugreisen vermindern», sagt Marius Portmann, einer der Gründer. Denn die preislich vergleichbaren Flugtickets lassen sich gegenüber den Bahntickets viel unkomplizierter buchen.
«Wir wollen Menschen von nachhaltigem Reisen überzeugen. Der Klimaschutz geht uns alle an und wir wollten ein Projekt lancieren, dass einen sofortigen Nutzen mit sich bringt.» – Einmal mit dem Zug statt mit dem Flugzeug nach Amsterdam zu reisen, hat etwa den gleichen Einfluss, wie 9 Monate auf den Konsum von Fleisch zu verzichten. «Die Folgen des Klimawandels sind verheerend. So auch die durch den Verkehr entstehenden Emissionen», sagt Portmann.
Seit Herbst 2020 wird SimpleTrain vom Migros-Pionierfonds gefördert.
Mehr zum Klimapionier SimpleTrain: www.simpletrain.ch
Nachhaltiger Tourismus muss nicht teuer sein: Die Schweizer Jugendherbergen sind ein gutes Beispiel für klimabewusste und gleichzeitig budgetfreundliche Ferien. Verantwortungsvolles und nachhaltiges Handeln ist ein Anspruch, den sie an sich stellen – und leben.
Bereits seit Mitte der 90er-Jahre nutzen die Schweizer Jugendherbergen viele Möglichkeiten zur Vermeidung und Verminderung von Treibhausgasemissionen. Der Strom kommt bereits seit vielen Jahren zu 100 Prozent aus Wasserkraft. In weiteren Bereichen wie Food-Waste, Recycling oder beim Einkauf ist man um konstante Weiterentwicklung bemüht.
Die Schweizer Jugendherbergen führen schweizweit 45 eigene Betriebe, hinzu kommen 6 Franchisebetriebe. Für ihre Nachhaltigkeitsbestrebungen wurden mittlerweile alle mit dem Ibex-Fairstay-Gütesiegel ausgezeichnet, einer Zertifizierung für Nachhaltigkeit in der Beherbergungsbranche. Ausserdem werden seit Anfang der 2000er neue Gebäude mit umweltfreundlicheren Materialien und nach Minergie-Standard gebaut.
Ein Beispiel dafür ist das 2014 errichtete wellnessHostel4000 in Saas-Fee – der erste fünfgeschossige «Hotel»-Holzbau der Schweiz. Für seine Bestleistungen im Energiebereich wurde es vom Bundesamt für Energie BFE ausgezeichnet und erhielt 2015 den Watt d’Or in der Kategorie «Gebäude und Raum».
Mehr zur Klimapionierin Schweizer Jugendherbergen: www.youthhostel.ch
Am 5. April 2056 könnte es soweit sein: Der letztmögliche Skitag auf dem Vorabgletscher im Wintersportgebiet Laax. – Das sagen aktuelle Berechnungen der ETH Zürich.
Der Bündner Tourismusbetrieb die Weisse Arena Gruppe hat es sich zum Ziel gemacht, dieses Abschmelzen solange wie möglich hinauszuzögern: «Wir sind der Meinung, dass es sich lohnt, für diesen ganz besonderen Ort zu kämpfen und gleichzeitig ein Zeichen zu setzen, um den vom Menschen verursachten Klimawandel zu stoppen.»
Die Unternehmensgruppe vermarktet das touristische Angebot der Destination Flims Laax Falera. Durchschnittlich 8’000 Gäste pro Tag geniessen während der Skisaison den Schweizer Winter. Und so geht es bei den ganzen Bemühungen auch darum, eine der Geschäftsgrundlagen der Weissen Arena – den Wintersport – zu erhalten.
Reto Gurtner, Verwaltungsratspräsident der Unternehmung, ist überzeugt, dass wirtschaftlicher Erfolg nur Hand in Hand mit nachhaltigem Wachstum und Erhalt der Umwelt funktioniert.
Der gesamte Strombedarf der Weissen Arena Gruppe wird bereits seit 2008 zu 100 Prozent aus Schweizer Wasserkraft gedeckt. Überdies soll Laax die erste selbstversorgende Alpendestination werden und den gesamten Energiebedarf zu 100 Prozent aus klimafreundlichen, regionalen Quellen abdecken. Dekarbonisierung – also die Abkehr vom Kohlenstoff – lautet hier das Stichwort. Dafür werden die betriebseigenen Solaranlagen stetig ausgebaut und der Gesamtenergiebedarf durch mehr Effizienz reduziert.
Mehr zur Klimapionierin Weisse Arena Gruppe: www.weissearena.com
«Statt nur zu reden, wollte ich selber etwas gegen den CO2-Ausstoss unternehmen», sagt der Landwirt Franz Keiser. Der 63-Jährige führt in Neuheim im Kanton Zug den Hof Wies. Im Jahr 2011 begann er, an der Produktion von Pflanzenkohle zu tüfteln. Die Idee: Baum- und Strauchschnitte aus der Region zu hochwertiger und klimafreundlicher Pflanzenkohle zu verarbeiten.
Mehr zum Klimapionier Franz Keiser: https://hof-wies.ch/
Wussten Sie, dass die Baubranche für etwa 30 bis 40 Prozent des gesamten Abfalls in der Schweiz verantwortlich ist? Bauteile und -materialien werden nach Gebrauch grösstenteils entsorgt – obwohl sie noch voll funktionstüchtig sind.
Die Plattform «useagain.ch» ermöglicht hier einen Wandel richtung Kreislaufwirtschaft: Vom Backofen über Dachfenster bis zu Stahlträgern kann man auf dem digitalen Marktplatz unzählige einwandfreie Bauteile kaufen oder selbst anbieten. «Unser Ziel ist es, dass in der Schweiz kein einziges intaktes Bauteil mehr auf dem Müll landet!», erklärt Julia Meyer, die sich mit ihrem Team ehrenamtlich für usegain.ch engagiert.
Was useagain.ch besonders macht: Auf der Plattfrom kann man selbständig ein Inventar aller Bestandteilen eines Gebäudes erstellen. Sobald ein Bauelement nicht mehr gebraucht wird, kann man es mit einem Klick zum Verkauf freigeben.
Useagain.ch richtet sich nicht nur an Akteure der Baubranche, sondern auch an Architekten, institutionelle Anleger und Behörden. «Durch die Nutzung der Plattform können alle etwas gegen die Ressourcenverschwendung in der Bau- und Immobilienbranche tun», meint Meyer. Damit die Plattform ihren Zweck erfüllen kann, muss sie jedoch von möglichst vielen Menschen genutzt werden.
In den nächsten Monaten wird useagain.ch um weitere Funktionen erweitert. Geplant ist unter anderem ein Bauteil-Matching-Tool, das Suchanfragen automatisch mit passenden Angeboten zusammenführt. Auch die Organisation von nötigen Lagerkapazitäten, Transport und Demontage soll automatisiert werden. Damit sollen möglichst viele Hürden abgebaut und die Wiederverwendung von Bauteilen zu einer Selbstverständlichkeit werden.
Mehr zum Klimapionier «useagain.ch» unter: www.useagain.ch
«Kaum jemand kann sich vorstellen, dass dieses Haus mit Solarenergie betrieben wird», sagt Architektin Erika Fries von huggenbergerfries Architekten. Das Mehrfamilienhaus Solaris in Zürich-Wollishofen vereint hohe gestalterische Ansprüche mit moderner Solartechnologie.
Die gesamte Gebäudehülle dient der Solarstromgewinnung: Sowohl die Fassade als auch das Dach sind mit insgesamt 1’300 photovoltaischen Elementen bedeckt. Von aussen betrachtet erkennt man jedoch nichts, da ein auberginefarbenes Gussglas die Solarinstallation verdeckt. Zwar reduziert dieses Glas die Stromproduktion um 20 Prozent, dafür kann sich das Wohnhaus ästhetisch in seine Umgebung einfügen.
Die solare Hülle entstand aus der Zusammenarbeit zwischen der Hochschule Luzern mit den Photovoltaik-Spezialisten Sundesign und Ertex. Seit der Fertigstellung des Hauses 2018 liefert die Hülle zweimal so viel Strom wie für den eigenen Verbrauch, inklusive dem in der Miete dazugehörigen Elektroauto.
Installiert hat die Gebäudehülle die Scherrer Metec AG. Für den Geschäftsführer und Mitinhaber der Firma ist die Photovoltaikhülle eine konsequente Weiterentwicklung der klassischen Fassadentechniken in Richtung energieeffizientes Bauen – also in Richtung Zukunft: «In wenigen Jahren werden diese kleinen Kraftwerke normales Baumaterial für Fassaden sein.»
Das Mehrfamilienhaus geht als gutes Beispiel voran, wie sich die Nutzung von Sonnenergie und Solararchitektur in städtebaulichen Projekten ergänzen können.
2018 erhält es dafür den Schweizer Solarpreis.
Mehr zum Klimapionier Solaris Haus: www.hbf.ch
«Wir kämpfen für die Schonung der natürlichen Ressourcen und die Reduktion der Bauabfälle, indem wir das Bauen im Bestand und die Wiederverwendung von Bauteilen fördern», sagt Architektin Barbara Buser.
Das von ihr und Eric Honegger 1998 gegründete Architekturbüro baubüro in situ setzt sich seit über 20 Jahren für die Wiederverwendung von Architekturelementen und Umbau, Wiederaneignung und Sanierung von Gebäuden ein.
Heute beschäftigen die beiden Pioniere im nachhaltigen Bauen in ihren «Upcycling-Architekturbüros» ungefähr 60 Mitarbeitende in Basel, Liestal und in Zürich.
Durch die Weiter- und Wiederverwendung von Bauteilen, Gebäuden und ganzen Arealen kann ein grosser Anteil von Treibhausgasen vermindert werden. Im Atelierhaus K118 in Winterthur verwendete das baubüro in situ etwa mehr als die Hälfte des Baumaterials aus abgebrochenen Bauten. «So konnte im Vergleich zu einem Neubau 60 Prozent der CO2-Emissionen eingespart werden», sagt Buser.
«Unsere Motivation für all unsere Projekte ist die Hoffnung, dass wir es noch schaffen, unsere Zivilisation auf diesem Planeten zu retten», sagt die Architektin.
Baubüro in situ hat bereits mehrere Auszeichnungen erhalten. 2021 etwa den renommierten Stahl- und Metallbaupreis Prix Acier sowie den Global Holcim Awards for Sustainable Construction, der als den weltweit bedeutendsten Wettbewerb für nachhaltiges Bauen angesehen wird.
Mehr zur Klimapionierin baubüro in situ AG: www.insitu.ch
Was wäre, wenn Beton zur Bewältigung der Klimakrise beitragen könnte? – Diese Frage stand am Anfang von neustark, ein vor drei Jahren gegründetes Spin-off der ETH Zürich. 2020 war neustark das erste Unternehmen, das Betonproduzenten die Speicherung von CO2 in Beton ermöglicht. Die Technologie hinter dem aktuell klimafreundlichsten Beton der Schweiz: CO2 in den Poren und an der Oberfläche von Betongranulat als Kalkstein binden. Dieses aufgewertete Granulat wird dann als Sand- und Kiesersatz in frischen Beton eingesetzt. Dank diesem aufgewerteten Granulat ist eine Reduktion des Zements in frischem Beton möglich und das bei gleichbleibenden Eigenschaften. Damit verbessert das Unternehmen die Klimabilanz von Frischbeton um etwa 10 Prozent.
Die beiden Startup-Gründer Johannes Tiefenthaler und Valentin Gutknecht geben sich damit aber noch nicht zufrieden. 2025 soll der erste Beton auf den Markt kommen, der so viel CO2 bindet, wie in der Produktion emittiert werden. Somit würde klimaneutraler Beton tatsächlich Realität. Tiefenthaler und Gutknecht sind überzeugt, dass es sich hierbei um eine Geschäftsmöglichkeit mit Zukunft handelt. «Über 90 Prozent der Personen, denen ich bisher in der Branche begegnet bin, sehen in der Speicherung von CO2 in Beton eine grosse Chance – sowohl aus ökologischer wie aus wirtschaftlicher Perspektive», sagt Tiefenthaler.
Um die Ziele des Pariser Klimaübereinkommens zu erreichen, brauche es aber noch viele weitere Ansätze, so Tiefenthaler. Es bleibe eine grosse Herausforderung, das vom Bund angestrebte Wachstum von Negativemissionstechnologien zu erreichen. Die Jungunternehmer verstehen neustark als Teil der Lösung. Dass ihre Technologie und ihr Geschäftsmodell vielerorts auf Interesse stossen, stimmt die beiden optimistisch. «Auf dem Weg Richtung Klimaneutralität werden sich uns viele neue Möglichkeiten eröffnen, die eine spannende Zukunft versprechen.»
Mehr zum Klimapionier neustark: www.neustark.com
Im Zimmereigewerbe ist die Tradition der Wandergesellen bis heute am Leben geblieben. Auch in der Zimmerei Hirschi in Trub im Emmental kommen seit Jahren regelmässig Zimmerleute auf Wanderschaft vorbei. Einer davon war der Appenzeller Stefan Nägeli. Er machte Geschäftsführer Jürg Hirschi mit der Produktion von Wandelementen aus Massivholz vertraut. Begeistert von diesem Bausystem gründeten erfahrene regionale Zimmerleute und Schreiner 2012 die Truberholz AG.
Im waldreichen Emmental ist die Truberholz-Produktionsstätte perfekt gelegen – rund 50 Prozent der Truber Gemeindefläche besteht aus Wald. Indem die Landwirtinnen und Landwirte das gefällte Holz direkt zur Weiterverarbeitung an Truberholz verkaufen, bleiben die Transportwege kurz und die Wertschöpfung in der Region. Neben der hohen Qualität ist für die Kundinnen und Kunden der Firma Truberholz die Regionalität des Holzes ein wichtiger Faktor. Im Emmental sind die Menschen stark in ihrer Heimat verwurzelt.
Häuser aus Truberholz benötigen nicht nur weniger Energie bei der Herstellung, sondern haben auch einen weiteren Vorteil für das Klima: Beim Verbauen von Holz wird das einmal vom Baum gebundene CO2 für mehrere Jahrzehnte oder sogar Jahrhunderte dem natürlichen Kreislauf entzogen. Ausserdem kann bei dieser ökologischen Bauart auch Holz verbaut werden, das optisch keine Topqualität hat; Bei den Wänden spielt es keine Rolle, wie das Massivholz hinter der Verkleidung aussieht.
Der Aspekt des Klimaschutzes habe über die letzten Jahre eindeutig an Bedeutung gewonnen, sagt Christian Marty von Truberholz: «Heute spielt die politische Position in dieser Frage kaum mehr eine Rolle. Der Klimawandel ist auch in bürgerlich geprägten Regionen wie dem Emmental keine Glaubensfrage mehr, sondern eine Tatsache.» Es zeige sich daher immer mehr, dass man mit dem Verarbeiten und Verbauen von regionalem Holz einen zukunftsträchtigen Weg eingeschlagen habe.
Mehr zur Klimapionierin Truberholz AG: www.truberholz.ch
Dass es sich beim Mehrfamilienhaus an der Unterdorfstrasse in Brütten im Kanton Zürich nicht um einen gewöhnlichen Neubau handelt, zeigt sich schon daran, dass es 2016 von der damaligen Bundesrätin Doris Leuthard persönlich eingeweiht wurde. Es handelt sich in der Tat um das erste Mehrfamilienhaus der Welt, das ohne externe Energie wie Strom, Öl oder Erdgas und auch ohne Cheminée auskommt. Möglich machen das unter anderem hocheffiziente Solarpanels, diverse Speicher im und unter dem Gebäude sowie maximale Energieeffizienz.
Entworfen wurde das Gebäude von der René Schmid Architekten AG. Das Architekturbüro hatte einige Jahre zuvor auch den Bau der Umwelt Arena Schweiz realisiert. Diese wurde 2012 in Spreitenbach im Kanton Aargau eröffnet und bietet seither eine Ausstellungsplattform für Nachhaltigkeitsthemen und Events. Mit ihren verschiedenen Photovoltaik-, Solarthermie- und Windkraft-Anlagen und der Nutzung von Wärme aus der Luft, der Erde und dem Grundwasser deckt die Umwelt Arena übers Jahr gesehen ihren gesamten Energiebedarf.
Gemeinsam mit ihren Ausstellungspartnern hat die Stiftung Umwelt Arena Schweiz in Spreitenbach bis heute mehrere Leuchtturmprojekte moderner Bauweise realisiert, darunter auch das erwähnte energieautarke Mehrfamilienhaus in Brütten.
Die Wohnbauprojekte der Umwelt Arena zeigen mit ihrer energieeffizienten Bauweise auf, wie die Energiestrategie 2050 bereits heute umgesetzt werden kann. Die Technologien sind vorhanden, das Knowhow muss nur konsequent genutzt und intelligent kombiniert werden.
Der persönliche Antrieb des Architekten René Schmid ist seine Leidenschaft für die Gestaltung von hochwertigem Lebensraum, der im Einklang mit Mensch und Umwelt steht. Mit seinen Bauwerken will er aufzeigen, dass zukunftsorientierte und nachhaltige Projekte bereits heute gewinnbringend realisierbar sind. Das gelingt ihm auch hervorragend: Sowohl die Umwelt Arena in Spreitenbach als auch das energieautarke Mehrfamilienhaus wurden mehrfach ausgezeichnet.
Für sein neuestes Projekt – eine CO2-neutrale Überbauung in Männedorf – erhielt sein Architekturbüro 2021 vom Bundesamt für Energie die Auszeichnung Watt d’Or, das Gütesiegel für Energieexzellenz.
Mehr zur Klimapionierin René Schmid Architekten AG: www.reneschmid.ch
Mehr zur Stiftung Umwelt Arena Schweiz: www.umweltarena.ch
Die Schweizer Architektur- und Baubranche ist äusserst abrissfreudig. Um das Bauland besser auszunutzen und mehr moderne Wohnungen anbieten zu können, werden viele Gebäude und Siedlungen zerstört und durch Neubauten, sogenannte Ersatzneubauten, ersetzt. Diese verursachen im Betrieb zwar meist weniger CO2 als alte Häuser. Doch das Bauen selbst benötigt soviel Energie, dass es fast immer sinnvoller ist, bestehende Gebäude lediglich zu renovieren.
Wie das geht, zeigen verschiedene Projekte von Salathé Architekten Basel. Statt ein altes Stadthaus durch ein neues und grösseres zu ersetzen, erweiterten sie es mit einem aufgesetzten Holzbau um eine zusätzliche Maisonette-Wohnung. Durch dieses sogenannte Nachverdichten entsteht zusätzlicher Wohnraum, ohne dass historische Bausubstanz verloren geht.
«Ein sachter Umgang mit bereits bestehenden Gebäuden war mir schon immer wichtig», sagt Dominique Salathé, der das Büro 1997 (damals sabarchitekten*) mitbegründete. Das Thema Nachhaltigkeit sei in den letzten Jahren aber nochmals viel stärker ins Zentrum gerückt, stellt er fest.
«Wir können uns nicht um dieses Thema herumdrücken», meint auch Geschäftsleitungsmitglied Jakob Schneider. «Als Architekten müssen wir uns der Auswirkungen unseres beruflichen Handelns auf den Klimawandel bewusst werden und unseren Handlungsspielraum nutzen.»
Neben dem Nachverdichten spielen auch Um- und Zwischennutzungen eine wichtige Rolle. Als die Rennbahnklinik 2014 in einen grösseren Neubau umzog, bauten die Architekten das alte Gebäude zu einem Studentenwohnheim mit insgesamt sechzig Wohnungen um. So wird ein langjähriger Leerstand verhindert und der ehemalige Klinikbau mit neuem Leben gefüllt.
Mehr zu den Pionierprojekten von Salathé Architekten Basel: www.salathearchitekten.ch
© Atelier Fontana, Basel
*1997-2016 sabarchitekten, ab 2016 Umfirmierung in Salathé Architekten Basel
«Statt nur zu reden, wollte ich selber etwas gegen den CO2-Ausstoss unternehmen», sagt der Landwirt Franz Keiser. Der 63-Jährige führt in Neuheim im Kanton Zug den Hof Wies. Im Jahr 2011 begann er, an der Produktion von Pflanzenkohle zu tüfteln. Die Idee: Baum- und Strauchschnitte aus der Region zu hochwertiger und klimafreundlicher Pflanzenkohle zu verarbeiten.
Mehr zum Klimapionier Franz Keiser: https://hof-wies.ch/
Um die Ära der fossilen Energien zu beenden, hat der Verein Klimaschutz Schweiz die Gletscher-Initiative lanciert. Im Herbst 2022 wurde die Initiative zugunsten eines indirekten Gegenvorschlags zurückgezogen. Die Schweizer Stimmbevölkerung wird voraussichtlich im Juni 2023 darüber abstimmen. Abonnieren Sie unseren Newsletter, um auf dem Laufenden zu bleiben.
Verein Klimaschutz Schweiz
8003 Zürich
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