2. April 2022

Fossile Brennstoffe bedrohen die Versorgungssicherheit der Schweiz

| von Nina Engeli

Der Ausstieg aus den fossilen Energien ist entscheidend – nicht nur für den Klimaschutz, sondern auch für unsere Versorgungssicherheit. Putins Angriffskrieg auf die Ukraine führt uns vor Augen, wie abhängig wir in unserer Energieversorgung vom Ausland sind.

Am 28. Februar 2022 veröffentlichte der Weltklimarat (IPCC) den zweiten Teil seines sechsten Sachstandsberichts zu den Folgen des Klimawandels. UNO-Generalsekretär António Guterres brachte es dabei auf den Punkt: «Fossile Brennstoffe sind eine Sackgasse für unseren Planeten, für die Menschheit und für die Wirtschaft.» Wenn wir weiter Öl, Gas und Kohle verfeuern, werden die Auswirkungen verheerend sein. Gleichzeitig macht uns der Krieg in der Ukraine bewusst, wie abhängig wir in unserer Energieversorgung von diktatorischen Regimes und kriegführenden Ländern sind.

Abhängigkeit von fossilen Energien gefährdet unsere Versorgungssicherheit
Die Schweiz deckt ihren Gesamtenergiebedarf zu zwei Dritteln mit fossilen Energieträgern – hauptsächlich aus Öl und Gas, das wir zu 100 Prozent importieren.
Zu den bedeutendsten Erdöllieferanten der Schweiz gehören Länder wie Nigeria, Libyen und Kasachstan. Das Erdgas bezieht die Schweiz fast zur Hälfte aus Russland.

Diese Abhängigkeit von Energieimporten stellt eine Gefahr für die Versorgungssicherheit dar. Der Grossteil des von der Schweiz importierten Erdöls und Erdgases wird in einigen wenigen Ländern gefördert, die politisch oft instabil oder autoritär regiert sind. In Nigeria herrscht ein Dauerkonflikt, der die Region nahezu unregierbar und die Ölförderung zu einem unberechenbaren Sicherheitsrisiko macht.

Politische Unruhen und wirtschaftliche Krisen sind auch ein Grund für die starken Schwankungen von Öl- und Gaspreisen. Sie beeinflussen die Stimmung an der Börse, die sich wiederum auf den Preis auswirkt. Das führt nicht nur zu steigenden Benzinpreisen, wie es der Fall ist, seit Putin die Ukraine angegriffen hat. Es hat auch gravierende gesamtwirtschaftliche Auswirkungen: Der sogenannte Ölpreisschock Anfang der 1970er Jahre löste in Europa die schwerste Wirtschaftskrise seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges aus. Die Organisation erdölexportierender Länder (OPEC) drosselte damals die Ölfördermengen und trieb damit den Ölpreis in die Höhe, um die westlichen Länder im arabisch-israelischen Krieg unter Druck zu setzen.

Erdöl als politisches Druckmittel in bewaffneten Konflikten
Mit dem Import von Öl und Gas finanziert die Schweiz bewaffnete Konflikte und Kriege im Ausland mit. Putins Angriff auf die Ukraine hat uns das auf schmerzhafteste Weise bewusst gemacht. Trotz der Sanktionen fliessen weiterhin täglich hunderte Millionen Franken für Erdöl und Erdgas aus Europa nach Russland. Auch die bereits erwähnte Ölpreiskrise von 1973 zeigte, dass Erdöl auch als politisches Druckmittel eingesetzt werden kann. 

Wer über grosse Erdöl- oder Erdgasvorräte verfügt, hat einen massiven geostrategischen Vorteil. In Libyen tobt seit Jahren ein verheerender Bürgerkrieg, bei dem die Kontrolle über die grossen Ölvorkommen im Land eine wichtige Rolle spielen. Mehr als 90 Prozent der libyschen Staatseinnahmen stammen aus dem Ölhandel, wovon beide Hauptkriegsparteien profitieren. Indem wir Öl aus Libyen kaufen, finanzieren wir also auch den Bürgerkrieg mit.

Erneuerbare Energien sind eine grosse Chance für die Schweiz
Um die 10 Milliarden Franken gibt die Schweiz jedes Jahr für den Import fossiler Energien aus. Nutzen wir einheimische Energie, behalten wir die Wertschöpfung und die Arbeitsplätze im Land. Der Umstieg auf erneuerbare Energien bietet für die Schweiz als führender Wissenschafts- und Technologiestandort vielfältige Chancen. Eine neue ZHAW-Studie zeigt, dass bei einem beschleunigten Ausbau der erneuerbaren Energien bis 2035 schweizweit ca. 80 Prozent mehr Wertschöpfung und bis zu 87’000 neue Arbeitsplätze generiert werden können. Klimaschutz ist die langfristige Basis für Planungssicherheit in allen Bereichen des Lebens – auch in der Wirtschaft.

Wir fordern vom Parlament deshalb einen Masterplan für den Ausstieg aus den fossilen Energien. Setzen Sie sich ein für mehr Klimaschutz und Sicherheit und unterzeichnen Sie die Petition raus-aus-den-fossilen.ch.

Nina Engeli
Campaignerin Verein Klimaschutz Schweiz

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